Siebte Teilnahme – siebtes Finish
Fünf Jahre nach der letzten Teilnahme heißt es wiedermal »Ende Mai ins Osterzgebirge!«. Damals war das Ausgabe 11 der Veranstaltung – durch die Covid-19-Pandemie fiel mindestens eine aus und ich bin etwas verwirrt, um die genaue Zahl. Dem Veranstalter – Radteam Tharandter Wald – scheint es auch egal zu sein und so läuft das Event aktuell ohne Nummer unter ERZTALER Marathon 2024 (Strecken 200 und 230 km) neben ERZTALER RTF 2024 (bis 150 km) und ERZTALER OFFROAD 2024 (MTB / Gravelbike).
Versuch eines Group-Ride
Paar Tage vorher verabrede ich mich mit meinem Mitstreiter aus 2019 zum gemeinsamen Start. Am Veranstaltungstag ist dann noch spontan ein bekannter Sportfreund aus dem Bautzner Oberland und ein Bekannter dessen nachgemeldet. Man könnte also schön zu viert fahren.
Wenige Kilometer nach dem Start wird das Feld immer wieder durch hineindrängende Pkw auseinandergerissen, die den Überholvorgang nicht am Stück schaffen und so dem Gegenverkehr ausweichen. Die Lücke will niemand zufahren also hab ich das mehrfach übernommen, um zu den Sportkollegen aufzuschließen. Nach dem dritten Versuch ist mir das zuviel Investition zu Beginn der Tour (gegen den Wind, potentiell bergan).
Am ersten Verpflegungspunkt (Frauenstein; KM 26) trifft man sich wieder und verständigt sich daß es jetzt ruhiger wird. Bis zum ersten Mal Erzgebigskamm bei KM 45 geht es relativ flott und unstet weiter. Der Körper schreit Richtung Hirn: »Wenn wir das zu Ende kriegen wollen sollten wir das wie einen Bergmarathon und nicht wie eine 70er RTF fahren‼️«
Solo
Von daher entscheide ich nach der Abfahrt am Stürmer (Bouřňák; 869 m; ⇨ Strava-Segment) bei KM 54 den Übergang zum Solo-Ride. Wenig später soll es ja in die Killer-Steigung zum Mückentürmchen gehen (⇨ Strava-Segment), die nur der 230er Strecke vorbehalten ist. Der Wind bis Stadt Graupen (Krupka) ist okay und man verballert nicht noch mehr Energie. Gut fühlen sich die Beine zu Beginn der Steigung trotzdem nicht an, innerorts ist es bekanntermaßen ziemlich steil und wird nach oben hin »besser«. Mit knapp anderhalb Minuten Rückstand zur Bestzeit in 2019 schlägt man nach reichlich fünf Kilometern mit über 500 Hm oben an. Ganz oben an der kleinen Kirche und der Seilbahn jedoch nicht: der Verpflegungspunkt (2) ist in der letzten Kurve vor oben eingerichtet (KM 69).
Nach der Verpflegung geht es in loser Gruppe weiter, die allerdings schon in der Abfahrt davor ziehen. Die ca. dreißig Kilometer bis zum nächsten VP (3) in Schmiedeberg sind schnell gemacht, da bis auf wenige Gegenanstiege nur Höhenmeter vernichtet werden.
In Schmiedeberg (KM 96) gibt es frischen Kaffee und so verfliegen wenigsten die Kopfschmerzen. Etwas zu Essen muß es auf jeden Fall auch sein, da der nächste Verpflegungspunkt erst in mehr als fünfzig Kilometern liegt.
So langsam kommt nach einhundert Kilometern auch der Körper in der Tour an – die Fehler vom Anfang scheinen egalisiert zu sein. Im Downhill des Lockwitzbach-Tales hängt sich jemand in den Windschatten, platzt dann aber am Gegenanstieg aus Kreischa heraus weg. Der Kollege überholt allerdings wieder, als ich später die Jacke ausziehen muß – es wird langsam arm und drückend – Gewitter am Nachmittag drohen. An den Obstplantagen bei Borthen (zu Dohna) gibt es noch eine Standzeit mit Brotzeit für ein Gel. Hier wäre ein schöner Ort und Zeitpunkt für einen Verpflegungspunkt. Doch es noch knapp zwanzig Kilometer vor mir, bis es was warmes zum Essen gibt.
Im anschließenden Müglitztal-Uphill hole ich bei Weesenstein den Kollegen von vorhin ein und wieder versucht er mitzufahren, bei der Ankunft am VP (4) in Schlottwitz (KM 151) »fehlt« er jedoch und erscheint Minuten später. Ich verstehe Leute nicht, die versuchen auf Krampf an der kleinsten »Gruppe« dran zu bleiben, in der Hoffnung irgendwie besser weiter zu kommen und sich noch mehr kaputt fahren!
Wie immer gibt es »Pasta Napoli« oder »Bolognese«. Der Körper nimmts an und behälts für sich, also kann es weiter gehen, gemütlich das Müglitztal weiter rauf, aufziehenden Gewitterwolken entgegen.
Bei Hartmannmühle (zu Geising; KM 171) noch mal kurz Halt für ein Gel, bevor es in die Wand von Geising nach Zinnwald hinauf geht. In Geising ist die Ausschilderung unklar – kein Abbiegepfeil in das Zentrum, also keine Route über Zinnwald stattdessen der etwas einfachere Weg direkt nach Altenberg?? Fragen über Fragen, im Zweifel fahr ich den direkten Weg.
Zum zweiten Mal des Tages Altenberg (KM 180) und das Gröbste geschafft. Es folgt nur noch ein kleiner Anstieg bei Waldidylle (schöner Ortsname!), kleines Zeug bei Dippoldiswalde und der Schlußanstieg von Tharandt nach Kurort Hartha. Doch zunächst erstmal down nach Schmiedeberg (VP (5); KM 191).
Die letzten dreißig Kilometer vergehen dann wieder wie im Fluge, selbst der Schlußanstieg macht sich. Dann endlich angekommen – nach fünf Jahren wiedermal ein echter Bergmarathon!
STRAVA-Aktivität
24-02-66
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